Fachpresse / Zeitschrift: BM Heft: 01 Jahrgang: 2000 Seite: 82
Hat den Bogen raus
Die junge Firma ProTus – ein Unternehmen für Produktentwicklung – präsentierte in Ulm erstmals einen Prototypen des neuen Bogenfräsanschlages „bogus“.
Dieser wird als nach-rüstbarer Fräsanschlag für alle handelsüblichen Tischfräsmaschinen angeboten und ermöglicht eine einfache Fertigung von Bögen ohne Vorfertigen einer Schablone, ohne Verwendung von Anlaufringen und Oberfräsmaschinen sowie ohne CNC-Technik.
Rund- und Segmentbögen aus Holz, wie sie beispielsweise für Rundbogenfenster und -türen erforderlich sind, werden üblicherweise mit der Bandsäge grob ausgesägt, so dass deren Sägekanten das kreisbogenförmige Fertigmaß noch um einige Millimeter überragen. Mit dem neuen Bogenfräsanschlag ist es nun möglich, auf einer Standardfräse und in einem Arbeitsgang den kreisförmigen Verlauf direkt zu fräsen. Dazu bedient sich die neue Frästechnik eines mathematischen Prinzips, dem so genannten „Satz des Thales“, der besagt, dass ein in einem Bogen einbeschriebenes Dreieck stets den gleichen Scheitelwinkel hat.
Beim bogus-Prinzip wird dieser Satz umgekehrt angewandt: die zwei schwenkbaren Fräsanschläge bilden das Dreieck und das Rundbogenrohstück wird an seinen beiden Spannweitenenden mit Werkstückführungen versehen und von Hand am Fräswerkzeug vorbeigeführt. Dabei zerspant das Werkzeug, das über die Kreisform hinausstehende Material. Eine Feineinstellung an den Werkstückführungen sorgt für eine stufenlose Frästiefeneinstellung. Auf diese Weise werden alle kreisförmigen Innen- oder Außenbögen exakt ausgefräst. Voreinstellungen des Fräsanschlages Nach Abbau des geraden Fräs-anschlages an der Tischfräse schraubt man zwei Auflageplatten auf dem Maschinentisch. Auf den Auflageplatten sind zwei schwenkbare Fräsanschläge angeordnet, die sich um den Fräsdorn gemäß einer positiven oder negativen V-Stellung schwenken lassen. Die Einstellung der Fräsanschläge für einen beabsichtigten Radius erfolgt sehr einfach. Auf den leeren Fräsdorn wird eine zweiteilige Einstellscheibe aufgesetzt, die mit dem Schneidenflugkreis des Fräskopfes übereinstimmt.
Zur Bestimmung eines Bogens werden drei Punkte angenommen: Die Spannweite bildet sich durch zwei Begrenzungspunkte und die Stichhöhe legt den Krümmungsgrad fest. Nun wird die auf dem Rundbogenrohstück markierte Stichhöhe an der Einstellscheibe angelegt, wobei die Fräsanschläge gegen die mit Werkstückführungen versehenen Spannweitenenden des Rundbogenrohstückes in Anschlag gebracht werden. Im Bereich der Stichhöhe schwenken sich die Fräsanschläge gegen die Einstellscheibe und werden arretiert. Das Ausrechnen von Winkeln oder die Benutzung von Tabellen ist somit überflüssig. Das Arbeiten mit diesem Prinzip hat noch weitere Vorteile: Die Ermittlung eines Werkstückmittelpunktes ist nicht erforderlich. So können beispielsweise flache Segmentbögen, deren Spannweite bei zwei und mehr Metern liegt, problemlos gefräst werden. Die Bogenfrästechnik „bogus“ ist patentrechtlich geschützt. Die Lieferzeit des neuen Bogenfräsanschlages beträgt derzeit 16 bis 20 Wochen.
Die Werkzeugführung (blaues Teil unter dem zu bearbeitenden Holz) gewährleistet eine stufenlose Frästiefeneinstellung.
Die zwei Schenkel bestimmen den gewünschten Bogen bzw. den Krümmungsgrad (Fotos: ProTus).
Die segmentförmigen Teile hinter dem Schenkel verhindern das Abkippen des Werkstücks.
Der Bogenanschlag „bogus“ lässt sich auf fast allen Standardfräsen verwenden.